Sexuologie, Band 20 / 2013, Heft 3 - 4

Publikation: Wissenschaftliche Veröffentlichung / Arbeit, Zeitschrift, ArchivID: 573

Zeitschrift für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft

Artikel: Angst vor Ablehnung als Risikofaktor für Suizidalität bei homo- und bisexuellen Personen

Homo- und bisexuelle Personen, die ihrer sexuellen Orientierung ambivalent gegenüber stehen (internalisierte Homonegativität), die Angst davor haben, aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen Anziehung abgelehnt oder diskriminiert zu werden (Angst vor Ablehnung), oder die ihre sexuelle Orientierung stärker verheimlichen (Verheimlichungsmotivation), scheinen häufiger unter Pathologien zu leiden als homo- und bisexuelle Personen, bei denen dies nicht der Fall ist. Meyer (2003) bezeichnete diese drei Prozesse als proximalen Minoritätenstress und räumte ihnen auch bezüglich der Suizidalität eine zentrale Rolle ein, wozu es bisher aber kaum empirische Daten gibt. Unsere Studie untersuchte, ob zwischen proximalem Minoritätenstress und Suizidalität (Suizidgedanken, -plänen und -versuchen) ein Zusammenhang besteht. In einer Interneterhebung befragten wir 615 homo- und bisexuelle Männer und Frauen aus der Schweiz, wobei wir proximalen Minoritätenstress mit der Lesbian, Gay, and Bisexual Identity Scale (Mohr, Kendra, 2011) erhoben haben. Unabhängig vom Geschlecht berichteten 65% der Umfrageteilnehmenden Suizidgedanken, 44% Suizidpläne und 14% Suizidversuche über die Lebenszeit. Für das vergangene Jahr berichteten noch 17% Suizidgedanken, 9% Suizidpläne und 2% Suizidversuche, wobei jüngere Personen höhere Prävalenzen aufwiesen. Das Geschlecht zeigte wiederum keinen Einfluss. Dem Minoritätenstress-Modell von Meyer entsprechend zeigten internalisierte Homonegativität, Verheimlichungsmotivation und Angst vor Ablehnung einen Zusammenhang zur Suizidalität im ver- gangenen Jahr. In einer logistischen Regression etablierte sich aber einzig Angst vor Ablehnung als bedeutsamer Prädiktor: Homo- oder bisexuelle Personen mit einer stark ausgeprägten Angst vor Ablehnung berichteten 3.5 Mal häufiger von Suizidalität im vergangenen Jahr als homo- oder bisexuelle Personen, deren Angst vor Ablehnung nur gering war.
Quelle: Lukas Frei, Daniel Regli, Adrian Widmer, Hansjörg Znoj - "Sexuologie, Band 20 / 2013, Heft 3 - 4", Deutsche Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft, Berlin, 2016, Zusammenfassung, S. 163

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Publikation -> Wissenschaftliche Veröffentlichung / Arbeit, Zeitschrift

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10.04.2016

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letzte Bearbeitung: 16.07.2019